Das Gute muss über das Böse und die Schurkerei triumphieren.

Das ist der Wille des Multiversums.“

Benhorven, Ursinal-Gelehrter

 


 

Zweiter Leeretag von Savorus, 126 HR

Einige Stunden später hatten sie sich alle wieder im Großen Gymnasium versammelt. Kiyoshi, Lereia und Naghûl hatten ihre Bundmeister über die Geschehnisse in Ferrug informiert und die Erlaubnis eingeholt, den Deva Ybdiel ins Elysium, in das Reich seiner Göttin Mishakal, zu bringen. Sowohl Sarin als auch Ambar und Erin waren einverstanden gewesen. Zum einen, weil keiner der drei einem Engel die Unterstützung verwehrt hätte, zum anderen, weil das Ganze doch als recht großer Zufall erschien und diese Mission sich mit der Suche nach Hüterin und Verkünder durchaus kreuzen mochte. Rhys hatte unterdessen einen Boten zu Janas Haus geschickt, um der Hexenmeisterin mitzuteilen, dass die anderen Erwählten sie entgegen der Absprache nicht zu Hause abholen würden. Stattdessen solle sie sich möglichst schnell ins Große Gymnasium begeben. Jana war dieser Aufforderung nachgekommen und erschien fast zeitgleich mit dem Rest der Gruppe im Bundhauptquartier der Kryptisten. Dank eines von Rhys verfassten Briefs war sie bereits über die Ereignisse in der Abyss im Bilde und hatte auch ihren Bundmeister Terrance entsprechend informiert. Doch nicht nur die anderen hatten Beunruhigendes erlebt, auch Jana kam mit unschönen Neuigkeiten. Während sie auf den Rest der Gruppe gewartet hatte, hatte sie erneut eine Vision gehabt – oder besser gesagt, fünf kurze Visionen in direkter Abfolge. Sie hatte dabei die fünf Bundmeister der Erwählten erblickt, alle in teils ungewöhnlichen, teils auch sehr besorgniserregenden Situationen. Da Jana gut zeichnen konnte, hatte sie die Visionen sofort im Anschluss skizziert und diese Zeichnungen mitgebracht, um sie nun den anderen zu zeigen. Das erste Bild stellte Bundmeister Ambar dar, in einem nicht näher erkennbaren, dunklen Raum. Er war offenbar verletzt und hatte Schmerzen, zudem mochte seine Körperhaltung andeuten, dass er gefesselt war. Doch dies war aufgrund der Dunkelheit nicht klar zu erkennen. Eine mit einer Kapuze verhüllte Gestalt stand vor ihm und beugte sich hinab, etwas blitzte kurz auf. Ein dünnes Messer oder eine Nadel? Genauer hatte Jana es laut ihrer Aussage nicht erkennen können. Auf der nächsten Zeichnung war Bundmeisterin Erin zu sehen, auf einem Balkon vor einer offenen Tür. Es war eine klare Nacht erkennbar, funkelnde Sterne und ein leichter Wind, der die Vorhänge bewegte. Sie trug ein weißes Kleid, doch etwas stimmte nicht. Das Kleid war befleckt, mit einer dunklen Flüssigkeit. Blut? Wein? Erin sah mit einem merkwürdigem Ausdruck in den Himmel, fast erleichtert - oder bedauernd? Schmerzerfüllt? Zuletzt fiel der blutige Dolch in ihrer Hand auf. Die dritte Vision zeigte Bundmeisterin Rhys, spärlich mit zerfetzten Tüchern über Brust und Hüfte bekleidet. Sie stand offensichtlich im Schnee, bis über die Hufe versunken. Die Augen waren verbunden, aber sie wirkte hoch konzentriert. Etwas Dunkles war um sie herum, griff sie an. Rhys war laut Jana ausgewichen, wieder und wieder, aber dann hatte eine Klaue ihre Schulter aufgerissen. Auf dem vierten Bild war Bundmeister Sarin zu sehen, vor einer älteren Frau in kostbaren, weiß-silbernen Roben. Er hatte seine beiden Säbel gezogen und zu ihren Füßen niedergelegt, kniete vor ihr und küsste den Saum ihres Kleides. Die fünfte Vision schließlich zeigte Bundmeister Terrance, mit Blut im Gesicht, an Lippen und Schläfen, scheinbar sein eigenes. Die Robe zerrissen, war er auf Händen und Knien. Er war mit Ketten an Hand- und Fußgelenken an den Boden gefesselt, vor ihm etwas, das ein dunkler Altar sein mochte. Morânia musste schwer schlucken, als sie Janas Zeichnungen sah. Einige der Visionen – die von Ambar, Terrance und auch ihrer eigenen Bundmeisterin – waren schwer anders zu deuten, als dass den dreien Gefahr, Schmerz und Erniedrigung bevorstanden. Doch die Situationen, in denen Sarin und Erin waren, mochten ebenso gefährlich und erschreckend sein, nur dass man den Zwang oder die Gewalt, die damit zu tun hatte, nicht direkt sehen konnte. Die Bal'aasi erkannte, dass selbst ihre stets so gelassene Bundmeisterin Rhys beunruhigt über die Visionen war. Sie erklärte, dass die Situation, in der Jana sie gesehen hatte, noch nicht stattgefunden hatte, es sich also wahrscheinlich auch bei den anderen Bundmeistern um eine zumindest mögliche Zukunft handelte. Die Gruppe diskutierte kurz darüber, ob sie jemand anderen schicken sollten, um Ybdiel ins Elysium zu bringen. Natürlich waren sie aufgewühlt und besonders Lereia und Kiyoshi hätten am liebsten ihren Bundmeistern sofort und persönlich Kunde von den beunruhigenden Neuigkeiten gebracht. Naghûl gab jedoch zu bedenken, dass sie auch ins Elysium wollten oder sollten, um die Hüterin und den Verkünder zu suchen, was in direktem Zusammenhang mit der Prophezeiung stand. Wenn die Erwählten den Deva lebend zu Mishakal brachten, so die Überlegung, mochten sie vielleicht die Gunst der Göttin gewinnen und diese ihnen helfen, die beiden Gesuchten zu finden. Rhys merkte zudem an, dass das, was Janas Visionen zeigten, ebenso am nächsten Tag wie in zehn Jahren passieren mochte. Letztlich einigten sie sich darauf, dass die Erwählten wie geplant ins Elysium reisen und Bundmeisterin Rhys ihren Kollegen Janas Bilder zeigen würde, um sie zu warnen. Lediglich Terrance wusste bereits Bescheid, da Jana ihm die Zeichnungen gezeigt hatte, als sie ihn über den Deva und die neue Mission in Kenntnis gesetzt hatte. So prüften die Erwählten noch einmal ihr Reisegepäck und wandten sich dann an die Bundmeisterin der Kryptisten, um den noch immer bewusstlosen Ybdiel entgegen zu nehmen – in stark veränderter Gestalt. Rhys, eine talentierte Magierin, hatte dem Deva vorübergehend die Gestalt eines kleinen Tieres verliehen, und zwar eines Schneefuchses. Dieser lag nun in tiefem Schlummer in einem mit weichen Tüchern und Polstern ausgeschlagenen Körbchen mit verschließbarem Deckel. Auf diese Weise konnten die Erwählten ihn besser transportieren. Wäre die Situation nicht durch den Zustand des Engels und Janas Visionen so ernst gewesen, Morânia hätte durchaus über ihre Lage lachen müssen. Doch in diesem Moment begnügte selbst ihr so begeisterungsfähiger Mann Naghûl sich mit einem Schmunzeln über den Deva im Körbchen. Gerade, als sie sich zum Portal in das Elysium begeben wollten, wurde die Tür des Baderaumes aufgerissen, in dem Rhys den Engel die ganze Zeit über gehütet hatte. Ein Feuergenasi, den Morânia als einen der Erfrischungsverkäufer des Gymnasiums erkannte, stürmte panisch herein.

„Bundmeisterin!“ schrie er laut. „Ein Monster!“

Alle fuhren erschrocken zusammen und Sgillin nahm den Bogen von der Schulter.

Rhys trat auf den verängstigten Mann zu. „Wo, Kalo?“, wollte sie wissen.

„Es … es ...“ Der Feuergenasi rang sichtlich um Fassung. „Es war eine schreckliche, dämonische Spinne … Eine riesige!“

„Der Bebilith …“, flüsterte Lereia.

„Wo ist er?“, fragte Rhys den Mann ruhig, aber eindringlich. „Sprich.“

„Er … er kam durch ein Portal im Gildenhallenbezirk“, erklärte Kalo verzweifelt. „Er drang in Iarmids Thermen ein … bei der Dame!“

Rhys fasste ihn sanft an den Armen, um ihn etwas zu beruhigen. „Ist er dort noch?“

„Nein …“ Der Feuergenasi schüttelte atemlos den Kopf. „Nein, er kam daraufhin hierher, ins Große Gymnasium! Er spießte den armen Jalkim auf … Der hatte einen Schlüssel bei sich. Und mit seinem Leichnam ging das Monster durch das nächste Portal.“

Jalkim … Morânia kannte ihn, wenn auch nur flüchtig. Er war kein Faktotum, aber ein Bundmitglied, das seit Jahren recht viel im Großen Gymnasium geholfen hatte. Ein ruhiger und freundlicher Mann um die fünfzig, verheiratet mit einer Aasimar, die Mitglied der Zeichner war. Betrübt senkte die Bal'aasi den Kopf, als Kalo die Nachricht von seinem gewaltsamen Tod überbrachte. Der Feuergenasi zitterte noch immer am ganzen Körper – nicht verwunderlich, hatte er doch gerade eben nicht nur ein selbst in Sigil seltenes Scheusal, sondern auch noch dessen Mord an einem Bundgenossen gesehen.

„Durch welches Portal ist er gegangen?“ fragte Rhys, ruhig trotz der schrecklichen Nachricht, betroffen, aber gefasst.

„Das nach Amoria, zu den Sterneninseln“, gab Kalo zur Auskunft.

Die Bundmeisterin seufzte fast tonlos. „Das nenne ich keinen Zufall.“

Sgillin ließ den Bogen wieder sinken und steckte den Pfeil, den er bereits auf die Sehne gelegt hatte, zurück in den Köcher. „Na toll. Ein Grund mehr, sich zu beeilen.“

Naghûl drückte tröstend Morânias Hand, nickte dabei aber zu Sgillins Worten.

„Dann los. Zwei Fliegen mit einer Klappe! Nutzen wir die Gunst der Stunde.“

So schrecklich und traurig die Nachricht von Jalkims Tod auch war, Naghûl hatte recht. Der Deva wurde mit jeder Stunde schwächer, und nun war auch noch ein Bebilith auf freiem Fuß im Elysium, um dort noch mehr Schaden anzurichten. Sie mussten ihm nach und ihn aufhalten. Morânia und Kiyoshi legten also ihre Rüstungen an, die ursprünglich einen Platz im Gepäck gehabt hatten. Die beiden Hexenmeister sprachen einige Schutzzauber und Jana nahm vorsichtig den Korb mit dem verwandelten Ybdiel auf. Lereia blieb noch mit Sgillin hinter den anderen im Baderaum zurück, lehnte die Tür an … und kam als große, weiße Tigerin wieder heraus. Den Rucksack mit ihrem Gepäck und der abgelegten Kleidung hatte ihr der Halbelf auf den Rücken geschnallt, er war offenbar eigens dafür gemacht, von einer Raubkatze getragen zu werden. Morânia nickte sacht. Wegen der Gefahr durch den Bebilithen war es gewiss eine gute Idee, die Reise verwandelt anzutreten. So begaben sie sich zu besagtem Portal: Es befand sich in einem der Torbögen beim Café nahe des Eingangs in die Haupthalle. Morânia kannte es gut, denn sie nutzte es oft und regelmäßig, um in ihre zweite Heimat zu reisen. Ihr Vater, ein Halb-Deva, stammte von dort, und die Bal'aasi selber hatte ihre Kindheit und Jugend zu fast gleichen Teilen in Sigil und im Elysium verbracht. Meist freute sie sich auf Besuche dort, doch heute war das Herz ihr schwer, als sie sich dem Portal näherten. Und es bot sich ihnen dabei ein Anblick der Verwüstung … Die Tische und Stühle des Cafés unter den Bogengängen waren umgeworfen worden und überall lagen die Scherben zerbrochener Gläser, Teller und Karaffen auf dem Boden. Zertrampelte Blumen und Speisereste übersäten den hellen Marmorboden, wo der Bebilith offenbar gewütet hatte. Doch das schlimmste war die Blutspur. Sie zog sich vom Eingang des Großen Gymnasiums bis zu dem Torbogen, in dem sich das Portal befand. Teilweise waren es Flecken und größere Pfützen, teilweise auch eine breite Schleifspur, wo das Monstrum den armen Jalkim offenbar streckenweise über den Boden gezerrt hatte. Nein, er hatte keine Chance gehabt … Teils verängstigte, teils erschütterte, teils auch wütende Kryptisten standen um den Ort des Geschehens herum, einige in kleineren Gruppen, andere allein. Manche weinten, andere versuchten, Trost zu spenden, wieder andere sammelten Scherben vom Boden auf, in einem hilflosen Versuch, wenigstens irgendetwas zu tun, in einer Lage, in der es nichts zu retten gab. Rhys nickte Morânia und den anderen zu, eine Mischung aus Bestärkung und Verabschiedung, dann wandte sie sich an die Ihren. Nach diesem schrecklichen Vorfall musste sie sich um ihre Bundmitglieder kümmern, das war allen klar. So nickten sie nur still zurück und traten dann an den Torbogen, an dem die frische Blutspur abrupt endete.

„Jalkim …“, murmelte Morânia betrübt.

Doch sie wusste, das Beste, was sie nun noch für ihn tun konnte, war, den Bebilithen zu finden und von weiteren Gräueltaten abzuhalten. So holte sie den Schlüssel hervor, den sie stets bei sich trug: ein Stück vom Geweih eines weißen Hirschen, umwunden mit Gold- und Silberdraht. Sie hielt es in den Bogen und sofort öffnete sich das vertraute Portal. Der kurze Sog und das leichte Rauschen in den Ohren - und schon fand sie sich am Strand einer kleinen Insel unter warmem Sonnenschein wieder. Die Sterneninseln, zu denen das Portal führte, waren ein wunderschönes Atoll kleiner, aber zusammenhängender Inseln im himmlischen Fluss Oceanus. Heller, fast weißer Sand wurde von klarem, warmem Wasser überspült und an vielen Stellen waren hier wundervolle Muscheln und sogar Perlen zu finden. Palmen und pinke Federbäume säumten die Linie, wo der Sand landeinwärts in frisches Gras überging. Dahinter, so wusste Morânia, lag eine liebliche Landschaft ohne größere Ansiedlungen. Nur hier und da lebten vereinzelte Bewohner des Elysiums, die von den Früchten der Palmen und Beerensträucher lebten und von den Fischen, die der Oceanus ihnen bot. In unbeschwerteren Zeiten hatte sie hier schon oft ein paar Stunden oder sogar Tage verbracht, einfach nur, um sich zu entspannen und dem Trubel des Käfigs zu entkommen. Doch in ihrer besonderen Lage hatten sie unglücklicherweise weder die Zeit noch den Sinn dafür, die wundervolle Umgebung genauer zu betrachten oder gar zu genießen. Wachsam blickten sie sich um.

„Alles ruhig …“, stellte Jana fest, klang aber keineswegs beruhigt dabei.

Sgillin sah sich sofort nach Spuren im hellen Sand des Strandes um, doch in diesem Fall hätte es das geübte Auge des Waldläufers nicht gebraucht: Noch deutlich waren mehrere Flecken zu erkennen, wo Jalkims vergossenes Blut den feinen Sand verklumpt hatte. Sie folgten der Spur eine Weile am Ufer entlang, doch dann wurden die Flecken kleiner und die Abstände dazwischen immer größer. Sgillin fand noch einige Hinweise, Abdrücke der spinnenartigen Bebilithen-Beine, wo die anderen bereits nichts mehr entdeckt hätten. Doch dann gelangten sie an eine Stelle, an der die Wellen alle Spuren fortgespült hatten. Ratlos sahen sie sich um, doch Lereia hob den Kopf und schnupperte.

„Ich wittere den Bebilithen noch“, erklärte sie. „Er hat einen ziemlich starken Geruch und kann noch nicht weit entfernt sein.“

Sie schnüffelte noch einmal, nahm die Witterung auf und folgte dann der Spur, die anderen ihr dicht auf dem Fuße. Eine Weile führte Lereia sie noch am Strand entlang, dann blieb sie kurz stehen.

„Ich glaube, wir müssen dort hinüber“, sagte sie.

Sie blickte zu einer nahen Insel, getrennt durch einen mehrere Dutzend Fuß breiten Streifen Wasser von der, auf welcher sie sich befanden. Glücklicherweise war es eine sehr seichte Furt, so dass sie ohne Probleme hinüber waten konnten. Selbst an der tiefsten Stelle reichte ihnen das Wasser nur bis an die Hüfte, so dass Kiyoshi und Morânia ihre Rüstungen nicht ablegen mussten. Jana hielt noch immer den Korb mit dem verwandelten Ybdiel in den Armen und trug ihn vorsichtig wie einen kostbaren Schatz über den Fluss. Auf der anderen Seite angekommen, hob Lereia witternd den Kopf, um die Spur des Bebilithen wieder aufzunehmen … da schepperte es hinter ihnen. Erschrocken fuhren sie alle herum und sahen, dass Kiyoshi im Sand zusammen gebrochen war. Sie eilten sogleich zu ihm, versuchten besorgt festzustellen, ob er verletzt war, was geschehen sein mochte. Doch es ließ sich nichts erkennen. Als Morânia ihm jedoch die Hand auf die Stirn legte, fiel ihr auf, dass seine Haut sehr heiß war, ja er glühte regelrecht. Wie konnte er so plötzlich so hohes Fieber haben? Oder nein … kein Fieber, dämmerte es der Bal'aasi. Das Drachenblut. Kiyoshi wusste selbst erst seit Kurzem, dass er drachenblütig war und hatte erste Merkmale, messing-farbene Schuppe an Handrücken und Unterarmen, entwickelt. Dieser Schwächeanfall mochte einem weiteren Schub des hervorbrechenden Drachenblutes geschuldet sein. So sehr Morânia es auch begrüßte, dass Kiyoshi auf diese Weise eins mit seinem Erbe wurde – dies war ein denkbar schlechter Zeitpunkt dafür.

„Ach du liebes bisschen“, murmelte denn auch Jana. „Was ist denn nun los?“

„Ich vermute, es ist ein Schub seines Drachenblutes“, erklärte Morânia. „An sich nicht gefährlich, aber ich denke, dass wir ihn besser nicht wecken sollten – falls wir es im Moment überhaupt könnten.“

„Aber wir können doch jetzt hier nicht so lange warten, bis er aufwacht“, wandte Jana unglücklich ein. „Das Monster kann sonst über alle Berge sein.“

Aufgrund der speziellen Eigenart der Fortbewegung im Elysium konnte es das zwar nicht, aber das zu erklären beschloss Morânia auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Dennoch mussten sie weiter, denn auch innerhalb eines nur kleinen Radius konnte der Bebilith Schaden anrichten, und somit hatte Jana doch wieder recht.

„Ich kann ihn auf meinem Rücken tragen“, bot Lereia an. „Wenn ihr ihn so festbinden könnt, dass er nicht herunter rutscht, transportiere ich ihn.“

Dies klang in der Tat nach dem besten Plan, und so legten Morânia und Sgillin Kiyoshi vorsichtig auf Lereias Rücken, während Naghûl ihn mit einem Seil und den Gurten einer Schlafrolle festschnallte. Morânia seufzte leise. Nun hatten sie schon zwei Bewusstlose dabei. Diese Reise fing ja gut an … Als der junge Soldat sicher auf ihrem Rücken lag, sah die weiße Tigerin sich wachsam um.

„Gibt es hier niemanden, der auf so etwas wie einen Bebilithen aufmerksam wird?“, fragte sie.

„Dies ist eine ziemlich verlassene Gegend“, erklärte Morânia. „Wo niemand ist, kann niemand etwas bemerken … Kannst du die Witterung des Scheusals noch aufnehmen?“

Lereia hob den Kopf, sog die Luft ein und stellte ein wenig die Ohren auf. Dann nickte sie und bewegte sich zielstrebig am Ufer entlang. Hier reichte frisches Gras bis auf wenige Fuß an den Strand heran, Schilf und einige blühende Büsche wuchsen dichter und häufiger als am Ufer der anderen Insel. Ein Stück entfernt waren einige Palmen zu sehen, die Schatten spendeten und Kokosnüsse sowie reife Datteln trugen. Ein kleines Häuschen duckte sich dort zwischen die Stämme, und am Ufer war ein kleines Boot befestigt. Sie erkannten auch zwei Gestalten und beschlossen, die beiden nach dem Scheusal zu fragen. Bewusst näherten sie sich so, dass sie schon von weitem sichtbar waren, um die beiden Personen nicht zu erschrecken. Als sie näher heran kamen, erkannte Morânia, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte. Er hatte kurzes, schwarzes Haar und trug eine einfache, blaue Weste über einem weißen Hemd und weiten, grauen Hosen. Sie war in ein schlichtes, grünes Kleid gewandet und tiefrotes Haar fiel ihr lang und lockig über die Schultern. Als sie dann nur noch wenige Meter entfernt waren, fielen Morânia noch zwei Dinge auf: Zum einen schien die Frau etwa im sechsten Monat schwanger zu sein. Zum anderen handelte es sich offenbar bei beiden Personen um Aasimare. Sie hatten sehr helle, geradezu milchweiße Haut und – auffälliger und ungewöhnlicher – zwei pelzige, runde Ohren wie die eines Bären. Auch ihre Nasen wiesen leicht tierhafte Züge auf. Die Bal'aasi nickte bei sich. Sie stammten gewiss von den bärenartigen Ursinal-Guardinalen ab. Trotz ihrer sehr offensichtlichen Annäherung, hatte das junge Paar die Ankömmlinge noch nicht bemerkt, denn sie waren zu sehr in ein offenbar intensives Gespräch vertieft.

„Zum Gruße“, rief Jana nun aus einigen Schritt Entfernung. „Wir suchen eine Spinne.“

Morânia seufzte leise bei dieser Begrüßung, während Sgillin präzisierte:

„Eine sehr große Spinne.“

„Huch.“ Die rothaarige Frau stolperte erschrocken zurück.

Der Mann wirkte ebenso ziemlich verängstigt durch die Gruppe, stellte sich aber sogleich schützend vor seine Frau.

„Wir tun euch nichts“, erklärte Morânia beschwichtigend. „Bitte seht uns unser kriegerisches Auftreten nach.“ Sie breitete die Hände aus, zum Zeichen, dass sie keine Waffen trug. „Die Tigerin dort ist eine von uns und keine Gefahr. Der Mann auf ihrem Rücken ist einer unserer Gefährten, der leider einen Schwächeanfall erlitten hat. Aber nichts, was Euch beunruhigen muss.“

Ihr war bewusst, dass dies eine recht eigenartige Begrüßung war, und die junge Aasimar sah auch prompt stirnrunzelnd zu ihrem Mann.

„Noch mehr seltsame Besucher … Aber sie sind offenbar nicht mit dem Monster im Bunde.“

Der Mann nickte, wenn auch zögernd, und deutete nun eine Verneigung in Richtung der Gruppe an.

„Mein Name ist Romar“, sagte er. „Und dies ist meine Frau Kria. Wir sind einfache Fischer.“

Jana lächelte ihm freundlich zu. „Wir jagen dieses Monster, das Ihr erwähnt habt. Könnt Ihr uns sagen, wo es ist?“

„Es kam hier vorbei“, erklärte Kria, noch sichtlich mitgenommen. „Aber es verschwand auch ganz schnell wieder. Es ließ diesen armen Kerl hier fallen und machte sich dann davon.“

Sie deutete auf eine Stelle unweit des Ufers, und erst jetzt bemerkte Morânia den Körper, der dort lag. Ein menschlicher Mann mit kurzem, ergrautem Haar … und einer schrecklichen Wunde im Bauchbereich, wo ihn offenbar eine riesige Klaue einfach durchbohrt hatte. „Jalkim …“, flüsterte sie traurig. „Das ist er.“

Als die beiden Fischer begriffen, dass sie den Verstorbenen gekannt hatte, senkten sie in stillem Beileid die Köpfe und traten etwas zurück. Morânia ging mit einem tiefen Seufzen zu Jalkims Leichnam, kniete an seiner Seite nieder und ließ ihren Blick über ihn schweifen. Er musste sehr viel Blut verloren haben, die schreckliche Wunde und dazu das aggressive Gift des Bebilithen … Nein, es gab keine Hoffnung für ihn, selbst auf dieser himmlischen Ebene, wo die Hoffnung quasi zu Hause war. Er war tot, und es hätte rasch eines äußerst machtvollen Priesters bedurft, ihn wieder zurück zu holen. Doch es war keiner in Reichweite, und so blieb nur, seiner Seele das Beste für ihren weiteren Weg zu wünschen, wo immer er sie nun hinführen würde.

Die Bal'aasi blickte zu Kria und Romar. „Was ist geschehen?“

„Das war eine schreckliche … aber auch sehr seltsame Begegnung“, erwiderte der Fischer, der sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, nachdenklich.

„Inwiefern seltsam?“, wollte Sgillin wissen.

„Na ja ...“ Romar rieb sich den Nacken. „Da stürmte dieses Monster auf uns zu … Wir dachten, es will uns zerreißen. Aber dann …“

Er verstummte kopfschüttelnd und offenbar noch immer ungläubig, doch Kria setzte die Erzählung fort.

„Es legte den Körper ab und musterte uns“, berichtete sie. „Ich nahm allen Mut zusammen und sagte ihm, dass das Böse immer nur zu mehr Leid führt. Dass nur das Gute Erlösung bringt. Da senkte es den Kopf, als schämte es sich und schlich davon. Es ging noch ein Stück am Strand entlang, dann verschwand es einfach. Es muss sich teleportiert haben.“

„Der Funke des Deva …“, flüsterte Naghûl so leise, dass es nur für seine Freunde hörbar war.

Morânia nickte nachdenklich, während Sgillin ungläubig die Augen aufriss.

„Und was tatet Ihr?“

Romar hob die Schultern. „Wir waren erleichtert, am Leben geblieben zu sein. Wir wollten diesen armen Mann bestatten, da kamt Ihr.“

„Wo könnte es hin sein?“, fragte sich der Halbelf. „Verdammt, wenn es sich teleportiert hat, reißt die Witterung für Lereia ab.“

„Leider haben wir auch keine Ahnung, wo es nun sein könnte“, erwiderte der Fischer. „Aber es wird nicht weit kommen.“

„Warum nicht?“ fragte Jana verwundert.

Kria lächelte. „Na, wegen dem Weg des Reisenden.“

„Der Weg des Reisenden?“ Die Hexenmeisterin runzelte die Stirn. „Was ist das und warum sollte es das Monster aufhalten?“

Ungläubig sah sie Aasimar sie an und Morânia musste schmunzeln. „Sie sind nicht von hier. Aber ich werde ihnen darlegen, wie der Weg des Reisenden funktioniert.“

„Hat das nicht Zeit?“, meinte Sgillin zweifelnd. „Wir sollten schnellstens weiter.“

„Schnell bedeutet hier gut“, versetzte die Bal'aasi.

„Dann eben gut weiter.“

Trotz der ernsten Lage musste Morânia nun ein wenig lachen. „Wir müssen warten. Bis sich die Möglichkeit ergibt, etwas Gutes zu tun. Nur dann kommen wir wirklich weiter.“ Aus dem Augenwinkel sah sie Romars und Krias erstaunte Blicke über die Unwissenheit der Besucher, während Naghûl ein wenig in sich hinein grinste. Ja, der Weg des Reisenden war gar nicht so leicht zu erklären, wenn jemand nichts über ihn wusste.

„Dass wir Ybdiel helfen reicht nicht aus?“, fragte Lereia. „Ich meine, unsere Gedanken und unser Wille sind doch momentan aus guten Grundlagen gestrickt, auch wenn wir es nicht körperlich tun.“

Da Morânia sie als eine Freundin vorgestellt hatte, verwunderte es die beiden Fischer offenbar nicht allzu sehr, dass die Tigerin der Sprache mächtig war. Ob sie sie nun für das Werwesen hielten, das sie war, für ein erwecktes Tier oder etwas anderes – auf jeden Fall hielt sich ihr Erstaunen in Grenzen, und Morânia wurde nach ihren ausgedehnten Reisen auf die Materielle immer wieder bewusst, dass der weitere Horizont der Planaren doch manche Aspekte vereinfachte.

„Hier zählen nur Taten“, erklärte Romar nun freundlich auf Lereias Frage hin. „Im Multiversum zählt die Tat, nicht die Motivation.“

Lereia schüttelte verwirrt den Kopf und Jana deutete auf Jalkims Leichnam.

„Wir könnten ihn begraben. Ich meine … Von mir aus dürft ihr sogar beten.“

Morânia hob vielsagend eine Augenbraue bei diesem Zusatz und überließ die Antwort lieber Naghûl.

„Das hat in den meisten Kulturen etwas mit Respekt und Anstand zu tun“, meinte der Tiefling. „Es ist aber noch keine gute Tat.“

„Oh.“ Jana nickte resigniert. „Ich hätte mir denken können, dass das mit den guten Taten hier oben nicht so einfach ist.“

Morânia blickte zu Kria und Romar. „Können wir Euch irgendwie helfen?“

„Zu meinem Bedauern gibt es im Moment nichts, dessen wir bedürften.“ Kria hob fast entschuldigend die Hände. „Und leider leben nicht viele Leute in dieser Gegend. Vielleicht nehmt Ihr das Schiff, das ein Stück die Küste hinunter ankert, dann könntet Ihr eher jemanden finden.“

Die Bal'aasi nickte dankend, doch Sgillin wollte offenbar noch nicht aufgeben.

„Und ihr möchtet nicht zufällig ein schönes Lied hören?“, fragte er hoffnungsvoll.

Morânia schmunzelte. „So geht das nicht, meine Freunde. Die Gelegenheit sucht dich. Und dann handelst du. Und so kannst du reisen.“

Sie sah dem Halbelfen nur allzu deutlich an, dass ihm die Sache nicht gefiel und dass er sie auch nicht wirklich verstand. Lereias Mimik war dank ihrer Tigergestalt schwerer zu lesen, doch offensichtlich erging es ihr nicht anders. Sie zuckte mit den Ohren.

„Das kann auch sehr heuchlerisch sein, oder? Es tut mir leid, ich verstehe das nicht so ganz.“

„Ich glaube, gut und böse hängen sehr stark vom Blickwinkel ab“, stellte Jana fest. „Oder von der Herkunft.“

Morânia seufzte. Es war etwas, das viele, viele Materier nicht verstanden. Gut und Böse mochten für einzelne Personen von ihrem persönlichen Blickwinkel abhängen. Aber das Multiversum hatte eindeutige Maßstäbe hierfür, unumstößliche Definitionen dafür, was gut und böse war. Weder Himmel noch Höllen würden sonst existieren können. Dies schien auch Lereia gerade klar zu werden, denn sie schüttelte sacht den Kopf zu Janas Worten.

„Aber ich dachte, hier zählen eindeutig gute Taten. Das ist doch kein Blickwinkel.“

„Das ist richtig“, stimmte Morânia den Worten der Tigerin zu. „Gut und böse sind absolute Prinzipien.“

„Wenigstens etwas, das ich verstehe“, meinte Lereia erleichtert.

Jana seufzte. „Also schön. Aber hier bietet sich im Moment keine Gelegenheit, sehe ich das richtig? Dann sollten wir uns woanders nach einer umsehen.“

„Ja.“ Morânia nickte. „Wir sollten weiter gehen und das Schiff nehmen, um dort auf eine Gelegenheit zu warten. Vielleicht kann ich dann auch den Weg des Reisenden noch einmal genauer erklären. Ich glaube, das Prinzip ist noch nicht klar.“

Sie bemerkte, dass Kria und Romar auf diese Bemerkung hin schmunzelten. Ihr Erstaunen über die Unwissenheit der Fremden hatte sich inzwischen offenbar gelegt.

„Hm“, machte Jana stirnrunzelnd. „Aber der Bebilith hat sich teleportiert, oder nicht? Gilt dieser Weg des Reisenden in dem Fall für ihn nicht? Oder warum ist er nicht mehr hier?“

„Er ist irgendwo in der Nähe, kommt aber auch nicht wirklich weiter“, erklärte Naghûl. „Auch wenn er sich teleportiert, er wird nie wirklich ein Ziel erreichen.“

Die Verwirrung ihrer materiellen Reisegefährten war geradezu spürbar und Morânia sah ein, dass sie für eine ausführlichere Erklärung ein wenig würde ausholen müssen. Es war ungewohnt, mit jemandem hier zu sein, der den Weg des Reisenden nicht kannte. „Gehen wir zum Schiff“, bot sie an. „Dann erkläre ich es euch.“

„Ja, tut das“, meinte Romar. „Sucht Ihr nach dem Monster. Wir werden uns um die Beisetzung dieses armen Mannes kümmern.“

Morânia nickte und ging dann noch einmal zu ihrem toten Bundgefährten, beugte sich zu ihm herab. „Wir kannten uns nur flüchtig, Bruder. Mögen deine Götter dich in ihr Reich aufnehmen.“ Sie sprach ein leises Gebet auf Celestisch und blickte dann zu den Fischern. „Danke, dass ihr ihn bestattet.“

„Natürlich“, erwiderte Kria warm. „Es scheint, dass Ihr die gefährlichere Aufgabe habt.“

Sie nickten den beiden Fischern zum Abschied zu, dann schlugen sie die Richtung ein, in der laut Kria ein Schiff vor Anker liegen sollte. Der Weg führte sie abermals an der Küste der Insel entlang, unter Schatten spendenden Palmen hinweg und gesäumt von Büschen mit süßen Beeren, derer sie im Vorbeigehen einige pflückten und verspeisten. Dann, nach etwa einer Stunde Fußmarsch, erblickten sie tatsächlich das Schiff: ein kleiner Zweimaster aus hellem, fast weißem Holz mit azurblauen Segeln. Sie erkannten im Näherkommen drei Besatzungsmitglieder, die das Schiff offenbar gerade zum Ablegen fertig machten. Oben auf der Brücke stand der Kapitän, ein Avariel, also ein geflügelter Elf, mit langem, dunklem Haar. Ansonsten war niemand zu sehen, Passagiere befanden sich also offenbar nicht auf dem kleinen Schiff.

„Lathander zum Gruße“, rief Morânia zu dem Elfen hinauf. „Sagt, Kapitän, nehmt Ihr Reisende mit?“

„Aber sicher“, erwiderte der Avariel, wenig überraschend. „Kommt nur an Bord, wir legen in etwa einer Stunde ab.“

„Wir danken Euch!“, erwiderte die Bal'aasi. „Habt Ihr ein bestimmtes Ziel?“

„Khechara, das Reine Land der Dakini“, rief der Kapitän lachend, offenbar wohl ahnend, worauf ihre Frage abzielte. „Aber solltet Ihr auch ein Ziel haben und es Euch eilig sein, so überlasse ich Euch gerne die erste gute Tat.“

Morânia schmunzelte, als er ihre Absicht sofort durchschaute, und verneigte sich dankend.„Das ist sehr freundlich, Kapitän. Wir sind in der Tat in Eile, daher nehmen wir das freundliche Angebot gerne an.“

Der Avariel nickte und winkte sie an Bord. Während sie die Landungsbrücke zum Deck hinauf gingen, erkannte Morânia aus dem Augenwinkel die Blicke, die Sgillin, Lereia und Jana einander zuwarfen. Ja, diese kurze Unterhaltung musste einfach merkwürdig gewirkt haben auf Besucher, die noch nicht wussten, wie das Reisen im Elysium funktionierte. Sie gingen Richtung Bug, wo nahe der Reling mehrere Teppiche und Sitzkissen lagen – man nahm offensichtlich des Öfteren Passagiere mit und war auf solche vorbereitet. Vorsichtig lösten sie das Seil und die Gurte, die Kiyoshi auf Lereias Rücken hielten und legten den bewusstlosen jungen Soldaten auf einem der Teppiche ab. Er fühlte sich noch immer sehr heiß an, atmete aber ruhig und zeigte auch noch keine weiteren sichtbaren Anzeichen seiner drachischen Verwandlung. Sie versuchten sacht, ihn zu wecken, doch als er nicht reagierte, legten sie ihn in den Schatten der Segel und beschlossen, abzuwarten. Jana stellte den Korb mit dem ebenfalls schlafenden Schneefuchs daneben. Es war ein etwas bizarres Bild, das die beiden boten, doch die Besatzung, freundlich und diskret, stellte keinerlei Fragen und fuhr ruhig damit fort, das Schiff zum Ablegen bereit zu machen. Naghûl machte es sich nun auf den Kissen bequem und die anderen taten es ihm gleich, wobei Lereia einen kompletten Teppich alleine einnahm. Morânia erinnerte sich ihres Versprechens, den anderen das Reisen im Elysium nochmals genauer zu erklären.

„Ich weiß, der Weg des Reisenden ist schwer zu verstehen, wenn man nicht von hier stammt“, sagte sie. „Es verhält sich so: Man kann im Elysium nur reisen, wenn man Gutes tut. Man kann sich schon ein Stück vom Fleck bewegen ohne Gutes zu tun. Aber man wird dann nie an einem bestimmten Ziel ankommen.“

„Aber man kommt doch irgendwo an?“, wandte Jana ein.

Morânia wiegte den Kopf. „Man bewegt sich durch ein bestimmtes Gebiet, ja. Aber man kommt irgendwann wieder zum Ausgangspunkt, als liefe man im Kreis. Es ist schwierig, ihr dürft euch das nicht so räumlich vorstellen. Eher ein bisschen wie ein Hin- und Herspringen auf einer Landkarte. Ein Beispiel: Ich will von hier in die Stadt des Sterns. Ich kenne mein Ziel, ganz konkret und vollbringe gute Taten. Je nachdem, wie viele und wie schwerwiegende bin ich in vier Tagen oder auch vier Stunden am Ziel.“

Naghûl nickte. „Genau. Wenn wir also hier auf eine gute Tat warten, werden wir unterm Strich schneller am Ziel sein, als wenn wir einfach drauflos rennen. Weil wir dann wahrscheinlich niemals ankommen.“

Sgillin lehnte sich zurück gegen die Reling. „Ich hab mich mit dieser Ebenenlogik schon immer schwer getan. Wird schon passen, so wie es ist.“

Jana hingegen gab sich nicht so leicht zufrieden. „Und wenn man keine guten Taten vollbringt landet man immer wieder am Ausgangspunkt?“

Morânia nickte. „Tue ich nichts Gutes, bewege ich mich zwar erst einmal fort, aber ich komme nie aus einer bestimmten Gegend, zum Beispiel diesem Atoll, heraus. Irgendwann bin ich wieder hier am Strand. Ich kann dann erneut an einen anderen Ort gehen, der ein paar hundert Meter weiter liegt. Aber dann komme ich wieder zum Strand. Ich komme jedoch nie in die Stadt des Sterns.“

„Hm.“ Nun kam Sgillin offenbar doch ins Nachdenken. „Und wenn man keine Gelegenheiten für gute Taten hat? So wie wir jetzt gerade?“

„Es gibt immer Gelegenheit für gute Taten“, erklärte Morânia beruhigend. „Manchmal nach fünf Minuten, manchmal erst nach ein paar Stunden. Aber sie kommen immer, diese Gelegenheiten. Die Ebene selbst sorgt dafür.“

Lereia legte den Kopf auf die Vordertatzen. „Das heißt, wenn jemand böse ist, aber aus Eigennutz gute Taten vollbringt, kommt er ebenso schnell voran?“

„Kann man überhaupt aus Eigennutz heraus gute Taten vollbringen?“, warf Jana ein.

„Wieso nicht?“, entgegnete die Tigerin. „Der Fischer, Romar, sagte doch, hier zählt die Tat, nicht die Motivation.“

„So ist es auch“, bestätigte Morânia. „Aber ihr wisst ja: Wer viele gute Taten vollbringt, der wird letztlich auch gut. So wie man böse wird, wenn man Böses tut, sei es auch aus edlen Gründen. Das ist der Punkt.“

Jana runzelte skeptisch die Stirn. „Das ist ... zumindest etwas schräg, das musst ihr zugeben.“

„Wieso schräg?“, erwiderte Morânia. Manchmal fiel es ihr als Planarer trotz ihrer Reisen auf die Materielle schwer, die Verwirrung über diese Tatsache zu verstehen. „So funktioniert das Multiversum: Wenn du etwas Gutes tust, ist es eine gute Tat. Und wenn du etwas Böses tust, ist es eine böse Tat. Wer etwas Gutes will und dafür ständig Böses tut, wird irgendwann böse. Klingt das unlogisch? Aber umgekehrt ist es eben auch so.“

Jana wirkte nicht gerade begeistert von dieser Erklärung, sagte aber erst einmal nichts weiter dazu. Sgillin hingegen holte die Gitarre heraus, die er in seinem magischen Beutel mit sich führte, und begann, ein wenig darauf zu spielen.

Lereia nickte sacht. „Ich glaube, darüber muss ich einmal in Ruhe genauer nachdenken. Aber vorerst verstehe ich, worum es geht.“

In diesem Moment rief der Kapitän einen Gruß zum Strand – offenbar waren doch noch weitere Passagiere eingetroffen. Morânia erhob sich, um einen Blick über die Reling zu werfen und erspähte einen Mann in Rüstung und eine Lupinal.

„Nobanion zum Gruße“, rief der Mann zum Kapitän hinauf. „Darf man noch mitfahren?“

„Gewiss“, erwiderte der Avariel. „Wir legen in Kürze ab. Kommt an Bord.“

Die beiden dankten freundlich und gingen die Landungsbrücke hinauf, wobei der Gerüstete der Lupinal galant den Arm anbot. Auf Deck angekommen, sahen sie sich kurz um und entdeckten die bereits auf den Kissen lagernden Erwählten. Als sie sich ihnen näherten, erkannte Morânia, dass der Mann ein Mensch um die dreißig war, mit lichtblondem Haar und blauen Augen. Seine Rüstung war mit goldenen Ornamenten verziert und die beiden Schulterplatten mit den Reliefs von Löwenköpfen versehen. Das Symbol des Gottes Nobanion trug er gut sichtbar an einer Kette um seinen Hals. Die Lupinal hatte das wolfsartige Aussehen aller Guardinals ihrer Art und trug ein Kleid aus fließendem, blauem und grünem Stoff. Ein goldenes Diadem schmückte ihre Stirn und das graue Fell ging an Schnauze und Händen in ein reines Weiß über. Als die beiden neuen Passagiere die Erwählten erspähten, kamen sie zu ihnen herüber.

„Talisid und die Fünf zum Gruße“, sagte die Lupinal freundlich.

Während Morânia, Naghûl und Sgillin sich höflich erhoben, sprang Jana geradezu auf und strahlte die beiden förmlich an.

„Ah, Ihr kommt wie gerufen“, legte sie sofort los. „Setzt Euch doch. Ich bin Jana, und das sind Morânia, Naghûl, Lereia und Sgillin. Dort hinten, das ist Kiyoshi, er hat gerade … na ja, nicht so wichtig. Wir warten auf eine gute Tat.“

Morânia musste sich ein Grinsen verbeißen über die offensichtliche und etwas zu enthusiastische Art, in der Jana die beiden neuen Passagiere für ihre Zwecke einzuspannen hoffte. Auch der Mann lachte ein wenig.

„Ah, Ihr habt ein Ziel? Sehr angenehm. Ich bin Sir Lorias. Dies ist meine reizende Begleiterin Lady Elyria.“

Er deutete eine Verneigung an und die Lupinal knickste leicht. Während Naghûl und Morânia den höflichen Gruß gleichermaßen erwiderten, begnügte sich Sgillin mit einem freundlichen Nicken. Auch Lereia hatte sich erhoben, gab aber nicht zu erkennen, dass sie der Sprache mächtig und somit keine gewöhnliche Tigerin war.

„Bedeutet das, dass Ihr kein Ziel habt?“, bohrte Jana nach.

Lorias lächelte. „Im Moment kein bestimmtes.“

„Weil Ihr einfach … lustwandelt?“, machte die Hexenmeisterin weiter. „Oder weil Euch Euer Ziel noch verborgen ist?“

Die als Elyria vorgestellte Lupinal musterte Jana freundlich mit ihren Saphiraugen. „Verborgene Ziele? Wer weiß … mag sein.“

Die Hexenmeisterin beruhigte sich nun wieder ein wenig. „Seht mir meine Neugier nach, ich … Wir warten hier auf eine gute Tat und … Ich glaube, das sagte ich schon und … ich habe einfach eine Möglichkeit gewittert.“

Morânia seufzte etwas, als Jana sich wie so oft in ihren eigenen Worten zu verheddern begann, doch Elyria lächelte sanft. „Ihr habt es eilig, hm?“

Jana nickte entschieden. „Ja, sehr sogar.“

Lereia war unterdessen zwischen Morânia und Naghûl getreten und raunte nun so leise, dass selbst die Bal'aasi es kaum hören konnte: „Die beiden … keine Signatur ...“

„Oh …“, entfuhr es Naghûl. Er blickte begeistert zu der Tigerin. „Ohhh ...“

Lorias warf ihm prompt einen irritierten Blick zu, und Naghûl wandte sich nun strahlend an die beiden neuen Passagiere.

„Wir haben viele Gründe, hier zu sein“, erklärte er. „Eine Mission … ein Bebilith, der hier nichts verloren hat … und am Rande, wie es aussieht, auch Ihr beide.“

„Wir?“, fragte der Lorias verwundert. „Aber wir kennen uns doch gar nicht.“

„Noch nicht“, entgegnete Sgillin lächelnd.

Jana runzelte verwirrt die Stirn, schien dann aber zu begreifen. Lorias hingegen schaute zu Elyria und wirkte ein wenig beunruhigt. Morânia war sich nicht ganz sicher, ob es gut war, mit dem Thema so offen auf die beiden zuzugehen, doch nun war es ohnehin zu spät.

„Keine Sorge“, meinte Naghûl freundlich. „Zumindest vor uns müsst Ihr Euch nicht fürchten. Wie es aussieht, seid Ihr Teil einer Prophezeiung aus Sigil, so wie wir auch.“

Nun konnte Elyrias Blick eindeutig als alarmiert bezeichnet werden. Beruhigend griff Lorias nach ihrer Hand.

„Sie könnten es sein“, meinte er, woraufhin die Lupinal ernst nickte.

„Was meint Ihr?“, fragte Morânia vorsichtig.

„Möglicherweise haben wir auch nach Euch gesucht“, antwortete Elyria. „Aber könnt Ihr uns die Sicherheit geben, dass Ihr jene seid, die Ihr zu sein behauptet?“

„Ja, das können wir“, erwiderte Sgillin ohne zu zögern.

„Wie?“, wollte Lorias wissen.

Jana maß den Halbelfen mit einem skeptischen Blick. „Ja, wie?“

Morânia teilte ihre Bedenken. Auf Anhieb hätte sie nicht gewusst, wie sie eine ihrer Gaben zeigen sollten. „Wir können Euch davon erzählen“, meinte sie daher. „Aber es zu zeigen, ist vielleicht schwierig.“

„Sgillin könnte es aber tatsächlich versuchen“, sagte Naghûl. „He, Sgillin, tausch doch mal durch.“

„Witzbold“, brummte der Halbelf. „Ich weiß doch nicht, wie ich es auslöse.“

Naghûl schlug sich gegen die Stirn. „Ach ja, stimmt. Hm, dumm jetzt ...“

„Ich kann mit anderen den Körper tauschen“, wandte Sgillin sich an Elyria und Lorias. „Ich weiß aber nicht, wie ich es auslösen kann. Es passiert einfach so.“

Morânia seufzte. Die Gaben von Lereia und Naghûl bezogen sich auf Dinge, die nur die beiden sahen und die sie niemand anderem zeigen konnten. Sie selbst, Sgillin und Jana hätten etwas zeigen können, wussten ihre Gaben aber nicht bewusst auszulösen. Der einzige, der wirklich etwas hätte zeigen können, nämlich Kiyoshi, war bewusstlos.

„Wir würden Euch das sehr gerne beweisen“, meinte die Bal'aasi. „Aber ich weiß nicht, ob wir das können …“

Sgillin ließ ein wenig die Schultern hängen. „Ja. Bei dir ist es genauso unstet wie bei mir. Und bei Jana auch.“

Elyria sah zu ihrem Begleiter, und es war ihr deutlich anzumerken, dass die Worte der Erwählten sie nicht wirklich überzeugten.

„Ich habe es einfach“, erklärte Naghûl. „Ich sehe Zahlen, die andere nicht sehen können.“

Diese Bemerkung machte es nicht wirklich besser und Lorias runzelte denn auch zweifelnd die Stirn.

„Also, ich weiß nicht … Vergebt mir meine Worte, aber das alles erscheint mir nicht sehr … greifbar.“

„Ja, das haben Prophezeiungen so an sich“, erwiderte Sgillin seufzend.

Morânia konnte den beiden ihre Skepsis nicht verdenken. Sie alle behaupteten, Gaben zu besitzen, die sie aber weder zeigen noch vorführen konnten. Da schien Jana eine Idee zu haben. Sie zog ein Amulett mit dem Symbol ihres Bundes unter ihrer Robe hervor.

„Ich bin hier im Auftrag von Bundmeister Terrance“, erklärte sie. „Ihr könnt diesbezüglich gerne in Sigil anfragen. Jana Wetter.“

Morânia zuckte ein wenig zusammen. Sich als Athar zu erkennen zu geben, gegenüber einem Mann, der höchstwahrscheinlich Priester oder Paladin war, das mochte keine so gute Idee sein. Doch überraschenderweise lächelte er ein wenig, während Elyrias Augen aufleuchteten.

„Terrance? Seine Flamme brannte hell wie die Sonne. Doch dann … wandte er sich ab.“ Nun wirkte sie betrübt. „Ein schmerzhafter Verlust.“

Lorias senkte zu ihren Worten den Kopf, als wäre jemand gestorben.

„Euer Verlust ist unser Gewinn“, entgegnete Jana ein wenig spitz.

Morânia warf ihr einen verärgerten Blick zu und Naghûl schüttelte tadelnd den Kopf.

„Jana, bitte …“, sagte er in mahnendem Tonfall.

„Verzeiht“, erwiderte Jana sofort, offenbar tatsächlich ein wenig peinlich berührt. „Ich wollte kein Salz in schmerzende Wunden streuen.“

Elyria seufzte. „Er hatte die Freiheit, seinen Weg zu gehen. So wollte es die Herrin der Heilung.“

Lorias nickte traurig, und Jana räusperte sich kurz.

„Ja … Jedenfalls … reicht das für Euer Vertrauen?“

Die Lupinal musterte Jana forschend, aber nicht unfreundlich. „Ich respektiere Euren Bundmeister zutiefst. Ja wirklich, Verlorene. Aber wir müssen sicher sein.“

Naghûl nickte verstehend. „Also gut, vielleicht erklären wir, wie wir Euch überhaupt erkannt haben und ...“

„Wartet“, unterbrach Lorias ihn. „Da es sich noch nicht erwiesen hat, wurde vielleicht schon zu viel gesagt.“

„Das mag sein“, stimmte Elyria ihm zu. „Doch es wird sich gewiss weisen, wenn auch nicht sofort. Ihr seid auf Eurem Weg. Verlasst ihn nicht.“

Lorias nahm Elyrias Hand und sie selber aber griff an ihren Hals, nach einem Amulett.

„Folgt Eurem Weg“, sagte sie freundlich. „Und wir sehen uns wieder.“

„Moment!“ rief Naghûl, doch da gab es schon ein blaues Aufblitzen, dann waren beide verschwunden.

„Herrje!“ Jana trat erschrocken einen Schritt zurück und Lereia fauchte leise.

„Das sind garantiert die richtigen“, meinte Sgillin.

„Also ...“ Jana stemmte die Hände in die Seiten. „Das ist schon ein wenig unverschämt. Einfach so zu verschwinden.“

Naghûl stampfte einmal mit dem Fuß auf. „Ach, verdammt!“

„Die Hüterin und der Verkünder“, bemerkte Sgillin zwinkernd. „Die haben ihre hochtrabenden Namen bestimmt nicht umsonst.“

„Ich stimme Sgillin zu“, meinte Morânia. „Ich denke auch, sie sind es. Und sie wollen sich unserer ganz sicher sein.“

Der Halbelf nickte. „Genau ... wären sie es nicht, wären sie wesentlich offener gewesen - oder überraschter.“

Lereia fauchte einmal mehr. „Wieso fühlen sich eigentlich grundsätzlich alle überlegen und weise?“, fragte sie, eindeutig verärgert. „Sind wir die einzigen, die am wenigsten wissen?“

Naghûl legte ihr tröstend eine Hand zwischen die Schulterblätter. „Lereia, sich so zu fühlen, heißt nicht, dass man es tatsächlich ist. Das war meiner Meinung nach ziemlich dumm, was die beiden hier gemacht haben.“

„Wieso?“, fragte Lereia, offenbar ein wenig bestärkt durch seine Worte.

„Erstens: Sie hatten die Möglichkeit, noch mehr Informationen von uns zu bekommen. Zweitens konnten wir sie nun nicht einmal warnen, dass andere hinter ihnen her sind. Ich sehe es schon kommen, dass wir die beiden aus irgendeinem Loch der Sinker befreien müssen.“

Morânia empfand es als ihre Pflicht, eine Guardinal und einen Kleriker oder Paladin zu verteidigen. „Andererseits hatten sie vielleicht schon Erlebnisse, die sie eben dazu brachten, dass sie sich unserer völlig sicher sein wollen.“

Sgillin nickte zu ihren Worten. „Guter Punkt. Außerdem glaube ich nicht, dass die sie festhalten könnten. Du hast gesehen, wie die beiden von hier verschwunden sind.“

„Ja, und was machen sie ohne ihr Amulett?“, entgegnete Naghûl.

Der Halbelf zuckte mit den Schultern. „Sie werden schon wissen, was sie tun. Wir können im Moment eh nichts daran ändern ...“

Lereia legte sich wieder auf den Teppichen nieder und hatte die Ohren leicht angelegt. „Aber dass uns so hochtrabend erklärt wird, welch gute Kinder wir doch sind und dass wir dem Weg folgen sollen ... Mich ärgert so ein Verhalten einfach von Zeit zu Zeit.“

„Ich verstehe dich gut, Lereia.“ Naghûl nahm neben ihr Platz und lehnte sich wieder mit dem Rücken gegen die Reling. „Ich würde ihnen auch gerne in den hochtrabenden Hintern treten - rein metaphorisch, versteht sich.“

Morânia spürte, wie das Verhalten ihres Mannes sie allmählich ungehalten machte. „Rede bitte nicht so von einer Guardinal“, bemerkte sie daher tadelnd.

„Ach!“ Naghûl winkte trotzig ab. „Lereia hat absolut recht. Mich macht das auch grantig.“

„Sie ist eine Celestin“, hielt Morânia angesäuert dagegen. „Sie wird wissen, was sie tut.“

Natürlich deutete ihr Mann prompt auf den in Fuchsgestalt in tiefer Bewusstlosigkeit liegenden Deva. „Ja, sie wissen es ganz genau.“

Sgillin lachte etwas und zwinkerte seinem Freund begütigend zu „Spar dir deinen Grant für den Bebilith.“

Morânia war froh, dass der Halbelf durch seine lockere Bemerkung ein wenig Druck aus dem sich ungut entwickelnden Gespräch nahm. Sie atmete einmal tief durch, um sich zu erden, und stupste ihren Mann dann etwas an.

„Ich werf dich gleich über Bord“, sagte sie, jedoch eindeutig scherzend. „Dann können wir hier noch lange warten.“

Naghûl lachte gutmütig und schon war der kleine Zwist vergessen. Dann spürten sie einen Windstoß, der die azurblauen Segel bauschte und hörten den Kapitän ein kurzes Kommando rufen: Das Schiff legte ab.

 

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- gespielt am 26. Juni 2012

- Kiyoshi hatte bald einen Drachenblut-Schub, weil sein Spieler an diesem Abend nicht da war.

 

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