„So sicher wie Sigil.“
Cant für „völlig sicher“
Erster Stocktag von Retributus, 126 HR
Yelmalis stand eng an der Mauer eines grob verputzten Gebäudes, in einer schmalen Gasse im Unteren Bezirk. Er hatte den Mantelkragen hochgeschlagen, um sich gegen die neblige Kühle zu schützen, die an diesem Tag wie ein feuchter Lappen über der Stadt lag. Neben ihm stand Garush, die halborkische Amazone von den Gnadentötern, die ihre gelben Augen wachsam auf das Gebäude schräg gegenüber der kleinen Straße gerichtet hatte: die Schwarzen Segel. So froh Yelmalis auch war, dem Stock wieder entflohen zu sein, der Untere Bezirk rund um die berüchtigte Sinker-Taverne herum war nicht viel besser. Überhaupt war ihm die ganze Mission unangenehm. Aufgrund eines Traumes von Tarik waren sie auf der Suche nach einem Mann namens Eliath, der ebenso wie sie selbst mit der mysteriösen Ring-Prophezeiung in Zusammenhang stehen mochte. Einige Nachforschungen hatten leider ergeben, dass er anscheinend tot war. Eine Adlatin der Staubmenschen namens Toranna hatte dies auch bestätigt. Er selber war mit Garush bei ihr in der Leichenhalle gewesen und hatte sie zu dem Fall befragt. Jedoch war die herrische, ja barsche Art, in der die Amazone ihre Fragen gestellt hatte, Yelmalis durchaus peinlich gewesen. Wie die Gnadentöter mit Leuten umgingen, die sie für verdächtig hielten, war wirklich gewöhnungsbedürftig. Und er vermutete, dass Garush noch vergleichsweise zahm gewesen war. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass sie mit ihrem Misstrauen gegenüber Toranna recht gehabt hatte – wenn man einen „Seelenfetzen“, wie Sekhemkare es nannte, denn als zuverlässige Quelle bezeichnen konnte. Der Yuan Ti vom Prädestinat besaß die Fähigkeit, mit kleinen Stücken der Seelen machtvoller Wesen in Kontakt zu treten, die noch in der Welt herumschwirrten. So zumindest hatte er es grob umschrieben, und Yelmalis musste ihm wohl oder übel glauben. Doch da er selber neuerdings durch die Zeit reisen konnte, wer war er, Sekhemkares Worte anzuzweifeln? Tatsache war, dass diese Seelenfetzen dem Yuan Ti offenbar nicht nur kurzzeitig besondere Fähigkeiten verliehen, sondern auch Wissen. In diesem Fall das Wissen, dass Eliath gar nicht wirklich tot war, sondern sehr lebendig – und offenbar in Gesellschaft der Schicksalsgarde. Das hatte natürlich noch gefehlt. Ein weiterer von Tariks Träumen hatte ihnen dann einen Hinweis auf die Schwarzen Segel gegeben. Der Tiefling vom Zeichen des Einen, dessen Träume sie überhaupt erst auf diese Mission geführt hatten, stand ihnen gegenüber, auf der anderen Seite der Gasse abwartend gegen die Wand gelehnt, direkt neben Sekhemkare. Einzig die Dunkelelfe Dilae war nicht bei ihnen – denn sie hatte sich im Schutz der Schatten in die Taverne begeben, um dort nach Eliath Ausschau zu halten. Dass sie ganz allein in diese zweifelhafte Kneipe ging, noch dazu getarnt, was sie im Falle einer Entdeckung natürlich verdächtig machen würde, das hatte Yelmalis ebenso wenig behagt wie die ganze Unternehmung. Doch Dilae war selbstbewusst und offenbar recht unerschrocken – und auf diese den Freiligisten eigene Art mindestens ebenso stur wie Garush, nahm er an. Sie war also im Halbdunkel der Gasse mit den Schatten verschmolzen und unsichtbar mit den nächsten Gästen in das Innere der Schwarzen Segel gehuscht. Nun warteten sie auf ihre Rückkehr und darauf, was sie zu berichten hatte. Dabei sprachen sie nicht viel, sondern behielten wahlweise angespannt oder ungeduldig die Taverne im Auge, während die Zeit so langsam dahin zu kriechen schien wie ein sterbendes Tier. Dann endlich tauchte die Dunkelelfe wieder auf, ein gutes Stück von Garush entfernt, auf der Straßenseite von Tarik und Sekhemkare. Dilae wusste, dass die Amazone es hasste, wenn man sich an sie anschlich – soweit das möglich war, da Garush neben ihren normalen kriegerischen Instinkten teilweise extrem scharfe Sinne besaß. Sie selber beschrieb es als eine eher außer- oder übersinnliche Wahrnehmung, die offenbar mit ihrer Gabe zu tun hatte. Als Dilae neben Tarik aus den Schatten trat, gingen Yelmalis und Garush zu den anderen hinüber.
„Und?“, fragte die Amazone in ihrer direkten Art. „Ist er drinnen?“
Die Dunkelelfe schüttelte sacht den Kopf. „Nein.“
„Was heißt hier nein?“, schnaubte Garush und zog dabei sofort unwillig die Augenbrauen zusammen.
Yelmalis bewunderte die Gelassenheit, mit der Dilae dem oft aufbrausenden Temperament der Halborkin begegnete. „Nein heißt nein“, erklärte sie ruhig. „Ich hab mich wirklich genau umgesehen, aber dort drinnen war kein Mann, auf den Eliaths Beschreibung passt. Ich bin sicher.“
Die Amazone wandte ihren Blick nun zu Tarik, wobei ihre Augen etwas schmäler wurden. „Also, was jetzt? Du hast doch geträumt, er wär in dem Laden.“
„Hab ich auch“, verteidigte Tarik sich und hob abwehrend die Hände. „Vielleicht kommt er ja auch erst noch. Oder ist schon wieder weg. Woher soll ich das so genau wissen?“
„Eben“, kam Yelmalis dem Tiefling zu Hilfe. „Träume sind ja schließlich keine mechanischen Mess-Werkzeuge. So konkret funktioniert das nicht.“
Er fragte sich, woher er das eigentlich wissen mochte. Er hatte im Grunde überhaupt keine Ahnung, wie die Träume des Psionikers Tarik funktionierten. Doch hatte er instinktiv das Gefühl, ihn gegen die Gnadentöterin verteidigen zu müssen. Ein kurzer Blick zu dem Zeichner sagte ihm denn auch, dass dieser ihm dankbar zulächelte.
Die Amazone wurde wieder etwas ruhiger. „Schon gut. Will ja gar nicht anzweifeln, dass Tarik da den richtigen Hinweis hat. Aber wenn Eliath schon da war, sind wir umsonst hier. Und falls er erst kommt, wer weiß, wie lange wir hier noch rumstehen müssen? Dazu hab ich wenig Lust.“
„Geht mir genauso“, erwiderte Yelmalis seufzend. „Aber viele andere Optionen haben wir nicht, oder?“ Er sah ein wenig hilfesuchend in die Runde.
Dilaes Blick wanderte zu Sekhemkare, der die ganze Szene mit reptilischer Gelassenheit beobachtet hatte.
„Was ist mit diesem Seelenfetzen?“, meinte sie. „Kannst du den nicht wieder rufen, um etwas in Erfahrung zu bringen?“
„Ich würde nur zu gerne“, erwiderte der Yuan Ti, während seine gespaltene Zunge kurz zwischen den geschuppten Lippen hervor züngelte. „Aber leider habe ich das nicht so ganz unter Kontrolle. Im Moment passiert es eher zufällig.“
Seufzend nickte die Dunkelelfe. „Stimmt, das sagtest du.“
Garushs Blick wanderte prompt zu Yelmalis. „Schau dich doch mal in der näheren Vergangenheit oder Zukunft um, ob Eliath da rein- oder rausgeht.“
Der Luftgenasi seufzte tief. Genau, was er befürchtet hatte. „So einfach ist das nicht. Ich war ja davor nicht hier, also kann ich nur in die Zukunft springen, und das auch nur so lange, wie wir hier stehen bleiben wollen – oder werden. Aber vor einer Stunde waren wir ja noch gar nicht in der Gasse.“
Die Gnadentöterin runzelte die Stirn. „Kapier ich nicht. Warum kannst du nicht nachsehen, was genau hier vor einer Stunde war?“
„Dann müsste ich ja körperlich durch die Zeit reisen, nicht nur geistig“, erwiderte Yelmalis. „Ich bin nicht sicher, ob ich das überhaupt kann.“
„Diese Zeithopserei ist mir zu hoch“, erklärte Garush. „Erklär mal – und bitte so, dass nicht nur Herrschner es verstehen.“
Ein kleines Schmunzeln konnte er auf diese Bemerkung hin nicht unterdrücken. Die Halborkin war sehr direkt und oft schroff in ihrer Ausdrucksweise. Doch zumindest hatte sie keine Probleme damit, unumwunden zuzugeben, wenn sie etwas nicht verstand. „Nun, man kann geistig oder körperlich durch die Zeit reisen“, setzte Yelmalis an. „Geistig bedeutet, ich reise zu einem bestimmten Punkt in meiner Vergangenheit oder Zukunft und finde mich dort in meinem Körper wieder, genau da, wo ich zu dieser Zeit war oder sein werde. Das bedeutet aber, ich kann nicht an einen Ort, an dem ich zu der Zeit nicht war. War ich vor sechs Stunden in meiner Wohnung, dann werde ich dort sein, wenn ich sechs Stunden zurück reise. Ich kann aber nicht vor sechs Stunden hier in der Gasse sein, weil ich nicht dort war. Oder natürlich könnte ich auch nicht in eine Zeit vor meiner Geburt reisen – was ich ohnehin nicht kann, ich kann bislang maximal acht Stunden in Zukunft oder Vergangenheit springen. Aber nur mal theoretisch, zur Erklärung. Wenn ich in die Zeit vor sechs Stunden reisen will, aber hier in dieser Gasse sein möchte, dann müsste ich körperlich durch die Zeit reisen. Das heißt, ich würde – wenn wohl auch nur für einen kurzen Moment – für euch verschwinden und dann wieder auftauchen. Es heißt auch, ich wäre an dem Punkt vor sechs Stunden quasi zweimal vorhanden und könnte auf mich selbst treffen. Ich bin – und das möchte ich betonen – trotz dieser Gabe kein Experte für Chronomantie. Weil diese an den meisten Orten aus gutem Grund verboten ist. Aber gemäß dem wenigen, was ich weiß, ist ein solcher körperlicher Sprung durch die Zeit mit gewissen Risiken verbunden. Und dazu kommt noch, dass ich das wie gesagt auch gar nicht kann. Ich kann nur geistig springen.“
Die Amazone hatte die – in seinen Augen kompakte, ihrem Empfinden nach sicher weitschweifige – Erklärung erstaunlich ruhig und sehr aufmerksam verfolgt. Als er endete, nickte sie knapp. „Gut, ich denk, das hab ich verstanden. Dann ein Blick nach vorne, ob es sich lohnt, hier zu warten?“
„Ich kann es versuchen“, erwiderte Yelmalis. „Aber wie wir alle hier, kann ich diese Gabe noch nicht wirklich kontrollieren. Ich kann nicht entscheiden, wie weit ich in die Zukunft springe. Wenn es nur zehn Minuten sind …“
„Dann sind es eben nur zehn Minuten“, meinte Tarik lächelnd. „Du tust, was du kannst, und wir alle wissen das.“
Was Garush und Sekhemkare anging, war sich Yelmalis dessen nicht ganz so sicher, doch er spürte, wie der Zuspruch des Tieflings sein Inneres mit einer gewissen Wärme erfüllte. Er nickte ihm dankbar zu und hatte kurz den Eindruck, dass Tarik seinen Blick ein wenig länger hielt als nötig. Aber es dauerte nur eine Sekunde, dann war der Moment wieder vorbei. Womöglich hatte er es sich auch nur eingebildet …
„Also gut.“ Er räusperte sich kurz. „Ich versuche es.“
Langsam zog er seine goldene Taschenuhr aus der Manteltasche. Sie war nicht zwingend nötig, um seine Gabe zu nutzen. Doch er hatte festgestellt, dass es ihm deutlich leichter fiel, einen Zeitsprung zu machen, wenn er die Uhr hielt, ihr Ticken hörte, sich auf ihre Zeiger fokussieren konnte. Mit einem tiefen Durchatmen richtete er seinen Blick auf das Ziffernblatt.
„Moment“, unterbrach Dilae ihn in seiner Konzentration. „Da verstehe jetzt ich was nicht. Wenn du jetzt in die Zukunft springst, sagen wir fünf Stunden. Und du siehst, dass wir da immer noch stehen, weil Eliath noch nicht oder nicht wieder gekommen ist … Dann springst du zurück und sagst uns das, und wir haben keine Lust, so lange hier zu stehen und gehen dann … Aber dann stehen wir ja in fünf Stunden eben nicht da, oder? Und wie kannst du dann dahin springen?“
Garush grinste. „Genau das hab ich mich auch gefragt. Ich wollte nur nicht wieder diejenige mit den dummen Fragen sein.“
Dieses Eingeständnis entlockte Yelmalis ein Schmunzeln. „Sollte ich das in der Zukunft sehen, dann können wir trotzdem gehen. Damit ändern wir die Zukunft insofern, dass wir dann in fünf Stunden nicht mehr in der Gasse sind. Aber nichts an der Tatsache, ob Eliath da sein wird oder nicht.“
„Aber ist das nicht irgendwie … gefährlich?“, bohrte Dilae weiter. „Was, wenn wir in fünf Stunden da stehen sollten?“
„Dann werden wir auch da stehen“, erklärte Yelmalis geduldig.
„Aber doch nicht, wenn wir einfach weggehen?“, wandte nun Sekhemkare ein.
„Dann wird irgendetwas anderes passieren, das uns dazu veranlasst, in der Gasse zu bleiben“, erwiderte der Luftgenasi. „So einfach kann man die Zeitlinie zum Glück nämlich gar nicht … kaputt machen, wenn ich es so salopp formulieren darf. Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann. Man bezeichnet sie als Fixpunkte. Und egal, was man anstellt, auf die eine oder andere Weise werden sich bestimmte Stränge im Zeitgewebe immer wieder zu diesen Fixpunkten hin bewegen. Also keine Sorge: Dadurch, dass wir aus dieser Gasse fortgehen, wenn ich sehen sollte, dass Eliath nicht in die Taverne kommt, dadurch werden wir nicht die Zukunft von Sigil gefährden.“
Dilae nickte nachdenklich, aber verstehend, als sie seine Erklärung in sich einsinken ließ, doch Garush musterte ihn mit skeptischem Blick.
„Aha. Du scheinst ja doch so einiges über Chronomantie zu wissen, stelle ich fest.“
„Ich habe nur ein wenig recherchiert“, versicherte Yelmalis abwehrend, alarmiert durch ihren wachsamen Tonfall. „Ich meine, ein wenig sollte ich ja wohl über meine Gabe wissen, ehe ich die, wie du es so schön nanntest, Zeithopserei mache.“
„Ja, schon gut.“ Sie winkte ab. „Hast ja Recht. Dann mach mal dein Ding, und wenn es nicht nur zehn Minuten in die Zukunft wären, das wäre gut.“
„Ich kann das wie gesagt …“
„Nicht beeinflussen. Ja, das hab ich schon beim ersten Mal kapiert. War nur eine Anmerkung. Und nun mach mal.“
Yelmalis atmete tief durch. Garushs schroffe Art und ihr herrischer Tonfall verunsicherten ihn nach wie vor. Dilae, neben Tarik wohl die Einfühlsamste in der Gruppe, bemerkte es auch prompt und warf der Amazone einen tadelnden Blick zu.
„Wenn du ihn so unter Stress setzt, funktioniert es sicher auch nicht besser“, bemerkte sie ruhig.
„Was denn für Stress?“, knurrte die Halborkin. „Stress bekommen wir mit unseren Bundmeistern, wenn wir diesen Eliath nicht finden.“
„Also, das war hilfreich“, bemerkte Sekhemkare sarkastisch.
Garush schnaubte genervt. „Ihr seid mir hier alle ganz schön zart besaitet.“
„Ich bin nicht zart besaitet“, erwiderte Yelmalis, nun mit einem Anflug von Ärger. „Ich versuche nur, mich zu konzentrieren. Magie und Zeitreisen erfordern so etwas wie Fingerspitzengefühl.“ Er hob dabei die Hand und führte Daumen und Zeigefinger zusammen.
Garushs gelbe Augen wurden etwas schmäler und für einen Moment befürchtete Yelmalis, sie würde seine Hand zur Seite schlagen. Doch sie ließ nur ein kehliges Brummen hören und schüttelte dann den Kopf. „Also bitte, ich bin still. Mach dein Ding, Schreiberling.“
Der Luftgenasi verzog kurz den Mund, als sie ihn wieder mit dem wenig schmeichelhaften Kosenamen bedachte, den sie offenbar für ihn ausgewählt hatte. Doch er beschloss, es zu ignorieren und stattdessen sein Ding, wie sie es nannte, zu machen. Er blickte wieder auf seine Taschenuhr, beobachtete, wie sich der Sekundenzeiger über das Ziffernblatt bewegte, exakt, unermüdlich, in wundervoller Zuverlässigkeit. Er konzentrierte sich auf das Geräusch des kleinen Uhrwerks. Tick, tack … tick, tack … tick, tack … Alle anderen Geräusche schienen in den Hintergrund zu treten, seine ihm mehr oder auch weniger willkommenen Gefährten, rückten aus seinem Fokus. Tick, tack … tick, tack … tick, tack … Ein kurzer Moment süßer, vollkommener Ruhe und Stille umgab ihn, erfüllt nur noch von einem einzigen Geräusch … Tick, tack … tick, tack … tick, tack … Dann fielen Regentropfen auf seine Hand, schwer und kühl. Ein rascher Blick auf das Ziffernblatt … drei Stunden und einundzwanzig Minuten. Das Letzte Licht war schon hereingebrochen und es dämmerte. Yelmalis klappte die Taschenuhr zu und richtete den Blick auf seine Gefährten. Garush stand nun auf der anderen Seite der Gasse, mit verschränkten Armen gegen die Wand gelehnt, den Blick auf die Sinker-Kneipe gerichtet, als würde sie sie am liebsten niederbrennen. Sekhemkare hatte unweit von der Amazone auf einer hier abgestellten Holzkiste Platz genommen und wirkte eher gelangweilt als erbost. Tarik und Dilae standen auf seiner Seite der Gasse und unterhielten sich leise. Dass sie noch alle hier standen, konnte eigentlich nur eines heißen.
„Eliath war also wohl noch nicht da“, bemerkte Yelmalis seufzend.
Garush wandte ihm ihre gelben Augen zu. „Hä? Wo warst du denn die letzten drei Stunden? Hast du im Stehen gepennt?“
Sekhemkare richtete sich zu einer geraderen Sitzhaltung auf, schien zu begreifen. „Oder bist du gerade auf Zeitreise?“
„So ist es“, bestätigte Yelmalis lächelnd. „Ich komme drei Stunden und zweiundzwanzig Minuten aus der Vergangenheit, um zu sehen, ob sich das Warten lohnt.“ Er warf einen Blick zu den Schwarzen Segeln hinüber. „Offenbar lohnte es sich bislang nicht.“
„Mich verwirrt das noch immer“, gestand Dilae freimütig. „Was wird nun passieren? Reist du zurück in die Vergangenheit und sagst: ,He Leute, die nächsten dreieinhalb Stunden passiert nichts, wir können uns in der Zeit ins Warme setzen.‘ Und dann gehen wir und … warum stehen wir dann jetzt hier?“
Der Luftgenasi atmete tief durch und setzte geduldig zu einer Erklärung an. Doch noch während er sprach, vernahm er das Ticken der Uhr wieder lauter. … Tick, tack … tick, tack … tick, tack … Und schon befand er sich wieder drei Stunden und vierundzwanzig Minuten in der Vergangenheit. Er nickte bei sich. Eine Minute länger als das letzte Mal hatte er den Zeitsprung aufrecht erhalten können. Dann sah er zu seinen Gefährten.
„He Leute“, erklärte er, Dilaes Worte nachahmend. „Die nächsten dreieinhalb Stunden passiert nichts, wir können uns in der Zeit ins Warme setzen.“
Die anderen vier sahen ihn stirnrunzelnd an, ob der für ihn eher untypischen Wortwahl. Als Tarik sagte: „Ich hoffe, das geht auch wirklich in Ordnung. Ich hab irgendwie immer noch Angst, wir könnten irgendwas an der Zeit kaputt machen.“, vergrub Yelmalis das Gesicht in den Händen. Genau deswegen hatte er nie etwas mit Chronomantie zu schaffen haben wollen …




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